FREMD das fremde STRANIERITÀ
Palazzo Castelmur 2022
als ich den kanton wechselte und meine autoplakette statt BS GR wurde nannte mich ein einheimischer die basler bergellerin.
genau das möchte ich sein, das ist mein richtiger lebenszustand. auch in Basel geboren/lebend war ich in Basel fremd, immer. meine eltern von woanders.
fremd auf alles zu schauen + mit meinem fremden auge zu betrachten, zu sehen ist distanziert + neu + interessant. fremd bleiben und gleichzeitig als fremde angenommen von meiner umgebung in der ich arbeite/lebe schärft mein hirn, schärft mein denken und fühlen, ich lebe immer in einer fremden sprache und in meiner sprache = mehrere ebenen, perspektiven und verschiedene schichten.
im Castelmur ausstellen im tal wo ich wohne heisst fremd DAS FREMDE direkt mit meiner arbeit zu zeigen. das persönliche/private sei das politische! = feministisches denken + ein denken/fühlen/tun von kunst so wie ich es verstehe. 2020/21 muss das politische persönlich sein!
zeitgenössische kunst, zeitgenössische architektur sind immer fremde fremd fremdkörper, egal, wann und wo sie sich zeigen. genau deswegen müssen sie interessieren und aufmerksam betrachtet werden.
frauen sind die hälfte der menschheit aber aber aber immer noch fremde. frauen wird überall das vollständige menschsein im sinn von gleichheit verwehrt auch hier in meinem tal. also muss ich noch heute leider leider aber aber unbedingt feministin müssenseinwollen.
was ist mannsein/frausein? ausser den körperlichen unterschieden gibt es keine. alle zuordnungen sind behauptungen. behauptungen sind mein arbeitsmaterial. ich kann alles sein. ich muss frausein/mannsein nicht definieren. ich ignoriere mit meinem fremden auge die gängige soziale zuordnung der körper. ich schaue und warte was diese individuen/menschen tun und sagen und leben.
menschen sind mir sowieso fremd seien sie mir nah oder fern. wieso also sollen mir fremde fremder sein, da mir menschen sowieso schon fremd sind? mit diesem fremdseinfremdfinden ist alles offen, ist alles machbar - auch sog. kulturfremde in einem sich leerenden alpental ansiedeln. nicht weit von hier ertrinken menschen die wir nicht wollen weil fremd im Mittelmeer.
das ständige austellungsprogramm des Castelmur zeigt die historische arbeitsmigration der alpentäler: die menschen mussten aus not auswandern und migrierten in die ganze welt. manche kamen zurück und brachten aus der fremde neues ins tal wie hier den bau des Castelmur. sie brachten neue zeitgenössische ideen von aussen ins tal. der grund ihres weggehens war derselbe wie heute weltweit.
miriam cahn 2020